Dienstag, 6. September 2011

Burnout? Nö!

Ich bin wahrlich keiner der Überflieger, von denen der SpiegelOnline Unispiegel berichtet.
Dennoch habe auch ich mich im Artikel "Absturz der Überflieger" wiedererkannt.

Größtenteils hinter mir liegt ein verkorkstes Semester, zuviel Studentenleben, zuwenig Studium. Wie jedes Semester, bisher waren es sechs ganz planmäßige, habe ich versucht, das Ruder zur Prüfungszeit noch herumzureißen. Das hat sonst immer geklappt. Doch da waren zuviele Baustellen mit zu wenig erledigten Vorarbeiten. Das Abschließen meiner Studienarbeit geriet zum puren Chaos inklusive Verlängerung, die dringend nötige Vorbereitung auf die eigentlich anstehenden Prüfungen kollidierten mit dem Schreiben der Arbeit. Dazu kam persönliches Chaos in meinem Kopf, die Aufarbeitung einiger persönlicher Probleme, die eine Konzentration auf die Prüfungen nicht einfacher machten.


Herausgekommen sind neben einer Menge Stress diverse verkorkste Prüfungen, eine Studienarbeit die wohl wahrscheinlich nur als "bearbeitet" durchgehen wird, eine erfolgreiche Bewerbung fürs Fachpraktikum, bei der ich jetzt die Firma hinhalten muss, da ich nicht endgültig weiß, ob meine Leistungen dieses Semester für die Zulassung zum Fachpraktikum ausreichen. Nebenbei habe ich erfolgreich mein Zimmer vermüllt, erfolglos immer mal wieder mit Rauchen aufgehört und erfolgreich wieder angefangen. Der Nebenjob als Pizzafahrer geriet zur Anstrengung, obwohl er für mich bisher ein guter Ausgleich zum Uni-Alltag war. Das Fahrrad steht wahrscheinlich im Keller und heult vor Langeweile und Einsamkeit...

Doch eines habe ich offenbar richtig gemacht. Ich habe entschleunigt, gezwungenermaßen zwar, aber immerhin. Die Einsicht, dass ich eben ein falsch angepacktes Semester nicht "auf Biegen und Brechen" zu einem erfolgreichen Ende bringen kann, war zwar schmerzhaft aber nötig. Und hat sich durchgesetzt.
Ich werde jetzt wohl ein Semester länger als geplant bis zum Bachelor studieren. Aber das ist kein erhebliches Problem, Pläne, dieses Semester sinnvoll zu nutzen sind gemacht, die Motivation ist wieder da.
Der wichtigste Punkt war dabei das Eingeständnis, dass ich eben nicht so schnell fertig werde wie geplant und erwünscht. Aber dafür werde ich es jetzt einigermaßen wohlgeordnet zu Ende bringen können.
Ein anderer, wahrscheinlich noch viel wichtigerer Punkt war für mich, meine persönlichen Probleme, die Dinge um die meine Gedanken Tag für Tag kreisten auszusprechen. Mit einer lieben Person, die einen nicht ganz unerheblichen Platz in meiner Gefühlswelt hat. Für diese Möglichkeit bin ich total dankbar. Denn wenn meine Gedanken einmal so dermaßen um mich und meine Gefühle, Wünsche, Hoffnungen und Ängste kreisen komme ich nicht weiter, wenn ich alleine versuche damit umzugehen. Dann brauche ich klärende und offene Gespräche, gedankliche Anstöße, von jemandem, der mich kennt.
Solche Gespräche durfte und konnte ich führen, wofür ich unheimlich dankbar bin.

Ich glaube, ich bin recht knapp daran vorbeigeschrammt, in meinem inneren und äußerlichen Durcheinander zu versinken. Ich kann die wichtigen Dinge wieder motivierter anpacken, kann Unabänderliches wieder besser hinnehmen. Und mache mir keinen kontraproduktiven Stress dabei. Ich nehme mir die Zeit bewusst zu entspannen, Leute zu treffen, Gespräche zu führen. Ich nehme das Ruder wieder selbst in die Hand. Jedoch nicht, um es herumzureißen;-)


3 Kommentare:

  1. Der Übergang zum "nix mehr gehen" ist fließend. Selber merkt man es oft nicht einmal, sondern wird von anderen angesprochen, denen es aufffällt, dass man sich verändert und sich zurück zieht.

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  2. naja, ich glaube, ich habe glücklicherweise noch rechtzeitig gemerkt, das ich auf dem Weg bin mich kaputtzumachen. Zum Beispiel daran, das niemand da war, der gesagt hat, ich würde mich zurückziehen;-) Was ich auch noch nicht allzu offensichtlich getan habe.
    Wichtig ist für mich erstmal, das ich das eingesehen habe. Und jetzt damit besser umgehe. Eine Freundin meinte heute zu mir "Mensch, du bist aber entspannt." und ja, das bin ich ;-)

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  3. ups, ich muss mich berichtigen, es gab da eine Person, der es aufgefallen ist (sogar telefonisch, ohne mich zu sehen) und die mich darauf angesprochen hat. Dafür bin ich ungemein dankbar!

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