Dienstag, 19. Juli 2011

"Ist nicht meins Geld"

Diesen "Satz" sagte der recht asozial wirkende Kunde, als er mir den 50€-Schein reichte, mit dem er zu zahlen gedachte. Ich sah vom Portemonnaie auf, in dem ich grade im Zwielicht eines versifften Neubaublocks nach den nötigen Wechselmünzen suchte.

Der Kunde schaute unschlüssig zurück, also sagte ich: "was wollen Sie denn zurück?".
"Ist nicht meins Geld..." bekam ich nochmal zu hören.
Also fragte ich kurzerhand: "okay, wollen sie 35€ zurück?", denn auf ein mögliches Trinkgeld wollte er offensichtlich hinaus und 1,50€ empfand ich als nicht allzu unverschämt.

Zurück kam ein "okay..." und ein nochmaliges "ist nicht meins Geld".

Gesagt, getan. 35€ rausgegeben und dann raus aus dem heruntergekommenen Wohnsilo.
Auf dem Rückweg habe ich mich die ganze Zeit gefragt, ob das eigentlich dreist von mir war...
Aber dann dachte ich mir, wenn mein Kunde seinen Kumpel und Geldgeber, der anscheinend anwesend war, verarscht kann mir das doch herzlich egal sein, denn das sollen die beiden im Zweifelsfall mal schön unter sich ausmachen.
Ich freue mich über mein Trinkgeld, der Kunde freut sich auch mal Trinkgeld gegeben zu haben und der Geldgeber wird es vermutlich nicht mal merken. Also alles gut.

Aber ein komisches Gefühl bleibt doch zurück...


3 Kommentare:

  1. Hmh,

    ich glaube, dass ich in einem solchen Falle lieber aufs "Trinkgeld" verzichten würde, bevor hinterher von seiten des Kunden lammentiert wird "beschissen" worden zu sein...

    Ok, wenn einer gut alkoholisiert ist, mag er sich am nächsten Tag nicht mehr so genau an den Vorgang erinnern können, aber ich wäre da lieber auf der "sicher(er)en" Seite, als Dienstleister.

    Gibts bei Euch denn nicht inzwischen mobile Kassenterminals (ähnlich wie ein Handscanner) der bei den Paketboten im Einsatz ist?

    Darüber könnte dann einwandfrei nachvollzogen werden, was wann kassiert wurde etc. ..

    Nur so aus persönlichem Interesse.

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  2. mh, im nachhinein hat mir das auch ziemliches Kopfzerbrechen berreitet.
    Aber ich denke, das Vertrauen untereinander ist eine Sache der Kunben, da kann es mir sch***egal sein, ob der betreffende seinen Kumpel verarscht (und ihm in dem Fall noch mit 1,60€ mehr auf der Tasche liegt.

    Sonst würde ich das Geld sicherlich ablehnen, ich käme auch nie auf die Idee eine solche Situation zu nutzen, um mich mit überhohem Trinkgeld zu bereichern.

    In dem Moment ist man aber schlicht kurzzeitig überfordert, weil man normalerweise nicht in die Verlegenheit kommt, sich sein eigenes Trinkgeld festzulegen.

    "Mobile Kassenterminals" gibts bei uns nicht, bei uns wird schön von Hand und mit Portemonnaie kassiert. Dazu wird direkt die Rechnung dem Kunden überreicht. Manche Pizzabuden (insbesondere Franchise-Ketten, wir sind ja ein eigenständiger privater Laden) bieten die Möglichkeit zur EC-Karten-Zahlung.
    Das ist jedoch aufwendig und teuer, sodass unter Umständen nicht jeder Mitarbeiter so ein Gerät zur Arbeit zur Verfügung hat. Dann muss man unter Umständen auf Kollegen warten, damit man deren Gerät auf seine Tour mitnehmen kann. Hinzu kommt die Anfälligkeit eines solchen Systems, der Kunde verlässt sich drauf, wir ebenfalls, aber wenns ausfällt, aus welchem Grund auch immer wirds Essig mit der Bezahlung. Und sicherlich wird auch nicht jeder Fahrer mit den Teilen klarkommen, denn zum Teil haben wir ehrlich gesagt auch Leute dabei, die verdammt "langsam" im Kopf sind. Das ist einfach so und damit habe ich auch kein Problem, ich will hier auch niemanden als Trottel abstempeln. (Ist übrigens auch unabhängig davon, ob diese Kollegen Studenten sind oder nicht.) Aber für diese wird das alles natürlich nicht einfacher, wenn man noch die Bedienung (und "Logistik", z.B. dran denken das Ding mitzunehmen usw.) beachten muss.

    Also haben sich unsere Chefs dagegen entschieden und das läuft auch so ganz gut. Bis auf einige Einzelfälle funktioniert das auch reibungslos.

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  3. Achja, Nachtrag:

    Diese Überlegungen gelten natürlich nur für meine Erfahrungen, in anderen Läden kann man das natürlich vollkommen anders aussehen und entsprechend andere Entscheidungen getroffen worden sein ;-)

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