Dienstag, 3. Januar 2012

100% regelkonform

Herzlich willkommen im neuen Jahr. Der Jahreswechsel ging so arbeitsreich an mir vorüber, dass ich gar nicht zum obligatorischen(?) "Guten-Rutsch"-wünschen gekommen bin. Dies sei hiermit nachgeholt.

Ich glaube, wir Pizzafahrer haben rund um Silvester allesamt mächtig rotiert, um all die hungrigen Mäuler zu stopfen. Ich hoffe es ist uns gelungen ;-)

Ich hatte das Vergnügen, sowohl zu Silvester als auch an Neujahr jeweils anderthalb Schichten zu arbeiten. Das ergibt jeweils ca. 10 Stunden. Mit Schichten wie diesen, in denen sich die Bestellungen im Drucker förmlich stapeln, geht es auch einher, dass wir an die Grenzen unserer Kapazitäten stoßen. Fast alle Autos sind besetzt, fast alle Fahrer (die nicht spontan erkrankt sind) rocken ins Lenkrad verbissen die Straßen (die glücklicherweise allesamt recht leer sind), der Ofendienst ("Pizzadisponent") weiß kaum, wie er die vielen Pizzen erst zeitnah in den Ofen, dann rechtzeitig wieder heraus und vor allem möglichst flott außer Haus bekommt.
In solchen Momenten versteht es sich für die meisten von uns ganz von selbst, gewisse (an den meisten anderen Tageszeiten) sinnvolle Verkehrsregeln etwas liberaler auszulegen. Dies betrifft insbesondere Geschwindigkeitsbegrenzungen. Wir kennen die Straßen, auf den größeren zum Teil jede Kurve, sodass einem etwas "forderndem" Verhalten des Gasfußes nichts im Wege steht. Wie gesagt, das ist immer dann der Fall, wenn wir versuchen unsere Kapazitätsgrenzen doch noch ein Quäntchen zu erhöhen und funktioniert auch meist problemlos.

Heute jedoch hat mich unser Chef mit nur einem Satz dazu gebracht, mich strikt, ja sogar bis zur Lächerlichkeit an jegliche vorgegebene Geschwindigkeit zu halten. Und nicht nur das, das ein oder andere Päuschen innerhalb der einzelnen Touren habe ich mir auch gegönnt.
War heute weniger los? Nein, nicht wirklich. Pro Fahrer hatten wir nicht wesentlich weniger Touren als an den beiden Tagen zuvor. Der Grund lag ganz woanders.
Mein Chef hatte mir zu Beginn der Schicht gesagt, er hätte einem weiteren Kollegen abgesagt, wir kämen auch ohne ihn hin. Und um den Lohn für eine Schicht dieses Fahrers noch fix einzusparen, bekommt er eben vom Chef für die heutige Schicht, deren Besetzung seit Tagen feststeht eine Absage - 2 Stunden vor Dienstantritt...
Nach der Hälfte der Schicht begannen wir dann auch unterzugehen und mussten den Chef zum helfen holen. Da hat sich die Sparmaßnahme sicher gelohnt...

Und als ich auf einer der Touren mal wieder das rechte Pedal in Richtung Bodenblech drückte, fiel mir die Absurdität meines Fahrverhaltens auf. Ich versuchte alles rauszuholen. Aber warum? Nicht etwa, weil wir mal wieder dem Ansturm an Bestellungen nur noch gerade so gewachsen war. Nein, sondern weil der Chef Lohn einsparen will. Lohn, den wir für unsere Arbeit verdienen. Ab diesem Zeitpunkt wurde es die entspannteste und mit einem gewissen Hang zur Schadenfreude auch lustigste Schicht meiner bisherigen "Karriere".
Und ja, es hat Spaß gemacht:
In der Zentrale eine Tour entgegennehmen, das Chaos hinter sich lassen, Autotür zu und Musik an, und die Tour absolut verkehrsregelkonform und damit gemütlich abliefern. Dann kurz zurück in die Chaotenzentrale, neue Tour schnappen, abliefern, danach vielleicht mal eine kleinen Zigarettenpause, wieder zurück ins Haus das Verrückte macht, undsoweiter undsofort...

Was wollte ich eigentlich sagen?
Achja, kurz und bündig:
Es ist unschön, wenn der Chef an jeder Ecke, auch bei der Belegschaft, sparen will.
Umso angenehmer ist das Wissen, dass dem großen Sparer soeben seine "dünngesparte Personaldecke" auf den Kopf fällt...
Wenn ihr also mal wieder zu lange auf eure Pizza warten müsst, denkt daran, dass wahrscheinlich nicht der Fahrer, sondern dessen Chefs geizige Personalpolitik Schuld ist.

In diesem Sinne wünsche ich einen guten Start ins neue Jahr und allzeit kurze Lieferzeiten ;-)


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