Montag, 3. Januar 2011

Geschafft

Die ersten beiden Schichten im neuen Jahr liegen auch schon wieder hinter mir.

Die gestrige war direkt unspetakulär, ganz ohne "Pleiten, Pech und Pannen" meinerseits.
Nur eine nenneswerte Kleinigkeit hat sich ereignet:
Ich habe in eine Zwergengasse Kleinstraße geliefert und mich auf den einzig möglichen Platz zum halten gestellt, eine Anwohnereinfahrt.
Als ich gerade das Haus des Kunden betreten wollte klopfte es wild am Fenster gegenüber, und eine Frau fragte angesäuert "ob das mein Auto sei und ich bald wieder wegfahre".
Was ich bejahte und versprach gleich wieder weg zu sein.
Aber was war denn das für eine Komikerin? Klar ist der Pizzadienst gleich wieder weg, wir liefern das Essen ja nur, wir helfen nicht beim Verzehr...
Verstanden hätte ich sie also nur, wenn sie gestiefelt und gespornt auf dem Weg zu ihrem Auto gewesen wäre um aus der zugeparkten Einfahrt zu fahren. Nach dem Flackern im Fenster zu urteilen, war sie wohl eher am Fernsehen (oder hatte ein Lagerfeuer im Wohnzimmer)
Aber naja, solche Leute gibts halt immer mal wieder.

Vorgestern war dagegen eine "interessante" Schicht.
1. Wollte offenbar jeder, der sich im Besitz von Zähnen oder etwas Vergleichbarem befand Pizza essen.
2. Hatte anscheinend ein Konkurrent geschlossen.
Diese beiden Tatsachen sorgten für ein enormes Arbeitsaufkommen, das sich in maximal besetzter Küche und allen Fahrzeugen auf der Straße auswirkte. Da ist ein wenig Stress und Durcheinander immer vorprogrammiert, die Lieferzeit steigt dann auch mal auf über 1,5 Stunden an, worüber die Kunden natürlich vorgewarnt werden.
Allerdings ging auch da alles recht sauber über die Bühne, die Krönung war jedoch meine letzte Tour. Neukunde im Stadtgebiet, wohlbekannte Straße, Hausnummer (beispielhaft 49) und Name angegeben, also alles in Butter und "ab dafür".
Auf der wohlbekannten Straße dann jedoch Ernüchterung: Auf der Seite der ungeraden Zahlen befand sich Nummer 53, dann ein Haus ohne Nummer (mutmaßlich also 51), ein Schulgebäude und danach Nummer 43. Dies sind die Momente, in denen man nach ausgiebiger Hausnummernsuche erst den Kunden und dann die Filiale anruft.
Anruf beim Kunde, wurde freundlich angenommen - von seiner Mailbox. Da kann man dann eine Nachricht hinterlassen: "Werter Kunde, wenn Sie dies hören, steht ihre Pizza gerade erkaltend auf der Treppe ihres Hauses, vorausgesetzt niemand hat sie mitgehen lassen. Sie schulden uns übrigens noch x€ für die leckere kalte Pizza und das warme Eis."
Ist natürlich Quatsch, so läuft das nicht. Also keine Nachricht, sondern ein Anruf in der Filiale. Dieser erbrachte zumindest schon mal, das die Nummer 49 laut Routenplaner die mutmaßliche Nummer 51 ist, also da mal nachschauen. Das Gebäude entpuppte sich als Hotel, aus dem Licht in den Fenstern zu urteilen hatte es genau einen Gast. Also fein Klingeln, denn hinein geht es nur mit Zimmerkarte.
Oh prima, Anmeldung nicht besetzt, da kann man lange klingeln. Spätestens jetzt wird auch klar, warum jemand Pizza in ein Hotel bestellt ;-)
Aktueller Stand der Lieferung:
- 30 Minuten vertrödelt für eine Tour mit Anfahrweg von 5 min.
- Hausnummer gefunden, Hotel jedoch "uneinnehmbar" ohne Schlüsselkarte
- Kunde identifiziert, jedoch nicht kontaktierbar
Während des ganzen Prozesses haben Filiale und ich abwechselnd im 30-Sekunden-Takt beim Kunden angerufen. Und irgendwann hatte ich dann sogar Glück, denn Hunger und Verwunderung über die lange Lieferzeit brachten ihn dann doch tatsächlich dazu, sein Handy wieder einzuschalten. Und über diesen Weg konnte ich ihn dann bei meinem allerletzten Anrufversuch vor dem Abbruch der Tour erreichen.
Zum Glück war der Kunde sehr einsichtig, entschuldigte sich artig mit reichlich Trinkgeld für die unangenehmen Umstände der Lieferung und beschwerte sich auch gar nicht über die mittlerweile eher lauwarme Pizza, sondern war einfach glücklich, das wir ihn doch noch gefunden hatten.
So gab es doch noch ein Happy-End für meine letzten Tour der Schicht (die übrigens nicht wie eine "letzte Tour vor Schichtende" aussah als ich startete, denn da stand noch über eine Stunde bis Feierabend auf der Uhr)

Fazit?
Ich hätte es einfacher (und der Kunde seine Pizza wärmer) haben können, wenn
a) sein Handy nicht ausgeschaltet hätte
b) er den Namen seines Hotels bei der Bestellung mit angegeben hätte

Insgesamt waren die ersten beiden Schichten 2011 aber trotzdem angenehm und dank guter "Trinkgeldlaune" der Kunden auch recht ertragreich.


2 Kommentare:

  1. Weißt du nicht, dass der 31.12. und der 01.01. eines jeden Jahres Ausnahmezustände für alle Pizzafilialen der Welt sind? Aber bei dir sieht man wieder, die Fahrer haben es einfach. Die Leute in der Küche können nicht einfach sagen: "Ich hab mich verfahren." oder "Falsche Straße angegeben." oder "Stau." Die Menschen in der Küche können nur sagen: "Kein Material mehr." Ofen bekommt man nur mit 2-3 Leuten wirklich voll und das ist dann schon totaler Stress, wobei dann auch die Fahrer nicht dafür ausreichen.

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  2. mh, tut mir leid, die Fahrer haben ich nicht erheblich einfacher als das Küchenpersonal.
    Wenn ich sage "verfahren", dann muss ich mich fragen, wie ich wieder auf die richtige Route komme und zB mal die Karte befragen, genauso wenn es sich staut o.ä.
    Denn eine Lieferung kann nur abgebrochen werden, wenn die Kundeninformationen falsch sind, oder er nicht anzutreffen oder zu erreichen ist. Und alles was dabei schiefläuft kostet natürlich Zeit und Geld, für den Fahrer im speziellen Trinkgeld, denn in der Zeit die ich für eine verrissene Tour verschweden entgehen mir mehrere andere Touren.
    Dazu kommt, dass man sich natürlich bei den Kollegen auf der Straße und in der Küche nicht unbedingt freunde macht, wenn übermäßig lange mit irgendwelchen Bestellungen beschäftigt ist, denn dann laufen andere Bestellungen auf und verursachen unheimlich Stress und lange Lieferzeiten. Wohingegen in dem Fall das gewissene Zutaten ausgehen nur die entsprechenden Posten gesperrt werden und nicht mehr bestellt werden können, was für den Kunden zwar ärgerlich ist, aber auf die Arbeit in der Küche recht wenig Einfluss hat. Daher kann man definitiv nicht einfach so einteilen, wer da wohl den einfacheren oder schwierigeren Job machen muss.
    Übrigens gehen uns die Zutaten dank vernünftiger Vorratshaltung einigermaßen selten aus, wohingegen man natürlich in einen Neukunden nicht reingucken kann, ob er am Telefon richtige und ausreichende Angaben macht, da kann man nur versuchen nachzuhaken.
    Das Problem ist ja auch, der Kunde weiß wo er wohnt (im Allgemeinen ;-) und hat zum Teil keine Ahnung, ob seine Hausnummer oder sein Klingelschild lesbar ist.
    Ein interessanter Fall war auch ein Kunde, der die Pizza nicht zu seiner adresse zuhause bestellt hat, sondern zu Bekannten in ein Haus mit 8 Mietparteien ohne einen Namen zum Klingeln anzugeben.
    Die angegebene Telefonnummer war die Festnetznummer der Adresse Zuhause, zu der der Kunde zur fraglichen Zeit nicht war, er war ja bei Bekannten... da kann man nur hoffen, das man nicht zu viele falsche "Klingeln putzt" bevor man den Kunden erwischt.
    Dazu kommt, dass die Reaktionen von unzufriedenen Kunden natürlich als erstes den Fahrer treffen, denn der ist ja nunmal das Personal, das der Kunde zum Ansprechen "serviert" bekommt.
    Fahren ist also definitiv nicht einfacher als die Arbeit in der Küche, sondern einfach anders.

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