Freitag, 3. Februar 2012

Fachkräftemangel

Die Stammbelegschaft unseres Pizzaliefervereins hat gestern ein neueröffnetes griechisches Restaurant getestet. Mit durchwachsenen Ergebnissen...

Die Tellertragefachkraft, üblicherweise Kellner genannt, hat sich von Anfang an durch eine gewisse Unfreundlichkeit ausgezeichnet. Wir waren sicherlich nicht die pflegeleichtesten Gäste, aber dafür haben wir ja auch bezahlt. Jedoch wurde die Laune der Kellnerin bei jedem Besuch unseres Tisches anscheinend schlechter, sie empfand offenbar unseren bunten Haufen von 15 Personen mit unterschiedlichsten Essenswünschen als zu anstrenend. Die Dame ignorierte allerdings auch grundsätzliche Regeln der Höflichkeit, indem sie z.B. auf unverstandene Wünsche mit einem ungeduldigen "WAS??" anstelle eines freundlichen "Wie bitte?" reagierte.

Beim Servieren der Getränke musste geholfen werden, was bei einem an der Wand stehenden Tisch mit Wandbank nur natürlich ist. Die Art und Weise, wie die Getränke wortlos über den Tisch geschwenkt wurden genügte jedoch dem Begriff "rüde".

Positiv empfand ich hingegen die Nutzung eines konventionellen Notizblocks und ebenso konventionellen Stifts zur Bestellannahme. Ich persönlich störe mich nämlich an diesen tragbaren Computerdingern bei Kellnern, die sind einfach nur stillos und erinnern so unangenehm an den Paketdienst. 
Der positive Eindruck wurde beim Servieren des bestellten Essens zerstört. Wenn ein Kellner, der aufgrund offensichtlich deutscher Herkunft keinerlei sprachliche Barrieren zwischen ihm und den Gästen zu überwinden hat, einen Teller zum Tisch schleppt und sodann fragt "Nummer 88?", sind Irritationen der Gäste, die ihr Gericht zwecks Bestellung namentlich und nicht nummeriert kennen, vorprogrammiert. Nach meine Aussage "Keine Ahnung welche Nummer ich habe, ich bekomme auf jeden Fall den Thessaloniki-Teller" stellte sich jedoch heraus, dass der Kellner im Gegensatz zu uns nur die Nummern der Bestellung kannte, nicht die zugehörigen Namen der Gerichte. Ups?!
Kein Problem, wir hatten ja eine Karte am Tisch behalten, also fix nachgeschlagen. Siehe da, Nummer 88 ist der Thessaloniki-Teller... Mein Essen bekam ich trotzdem nicht überreicht, denn der Kellner war bereits in die Küche gestürmt um herauszufinden, was er da eigentlich gerade serviert...
Er kam zurück, mit meinen Teller in der Hand und sprach: "Nummer 88, Thessaloiki-Teller". Na gut, offenbar konnte er zumindest recherchieren... Lernfähigkeit bewies er allerdings nicht, bim nächsten Teller ging das Spielchen von vorne los. Diesmal erprobte er einfach unser Erinnerungsvermögen und zählte die Bestandteile der Gerichte nach Nennung der Nummer auf. Die Namen auf der Karte konnte er also offensichtlich nicht zuordnen...
Als dann nahezu alle am Mahl Beteiligten ihr Gericht erhalten hatten ergab sich ein anderes Problem: PLATZ! Wenn die werte Kellnerschaft die geleerten Gefäße der ersten Getränke sowie sämtliche Utensilien der Vorspeise auf dem Tisch stehen lässt, kann es schon bisschen eng werden, ungemütlich wird's sowieso... Immerhin saß dadurch niemand ohne Besteck da, man konnte sich ja einfach das Besteck mit dem man die Vorspeise verputzt hatte angeln. Neues Besteck wurde zum Hauptgang nämlich nicht serviert...
Die Tatsache, dass das leere Geschirr anschließend abgeräumt wurde, als alle gerade über den Hauptgang herfielen, besserte die Situation nicht wirklich. Glücklicherweise saß ich auf der Tischseite mit Wandbank, die Kollegen auf den freistehenden Stühlen hatten wiederholt KellnerInnen auf dem Rücken liegen, denn unser Tisch war nicht nur lang, sondern auch breit. Die Gäste hatten also zwischen Mitarbeit und Körperkontakt zu entscheiden, während das Essen auf dem Teller langsam aber sicher auskühlte. Angesichts der KellnerInnen entschieden sich die meisten dann doch zur Mitarbeit... 

Wie das Auseinanderpflücken der Gesamtbestellung in etwa zehn zahlende Parteien vonstatten ging, brauche ich jetzt vermutlich nicht berichten. Interessant war jedoch die Tatsache, dass eine reklamierte, weil falsche Speise bei einem von uns auf der Rechnung als zusätzlicher Posten auftauchte. Gut, ja, wir hatten auch die falsch gelieferte Scheibe totes Tier zu uns genommen, allerdings erst, nachdem nach der Reklamation und Neulieferung des richtigen Gerichts das reklamierte Essen auf dem Tisch, seitens der Kellner unbeachtet, komplett ausgekühlt war...

Achja, die Qualität des Essens betreffend:
Dass das "Knoblauchbrot" ordinäres Toastbrot war, alle Mahlzeiten aufgrund nichtvorhandener Soße arg trocken und der "Salat" zu 90% aus zerhacktem Eisberg bestand passte letzten Endes einfach nur ins Bild.

Zusammenfassend stelle ich fest: Es mangelte an Fachkräfte!
Das Auftreten der KellerInnen hat sie eindeutig als ungelernte Kräfte charakterisiert. Dieser Mangel hängt jedoch sicherlich nicht mit der Verfügbarkeit von gelernten Kellnern zusammen, sondern mit der mangelden Bereitschaft des Inhabers, gelernte Kräfte auch entsprechend zu bezahlen. Und wir haben gemeinschaftlich festgestellt, dass wir als (ungelernte) "Kellner auf Rädern" selbst den widerwärtigsten Alkoholiker, den beklopptesten Dorfproll im Jugendclub und den überheblichsten Trinkgeldverweigerer mit neugebautem Haus und Audi vor der Tür freundlicher beliefern als das Personal uns an diesem Abend bekellnert hat.


5 Kommentare:

  1. Kurz und gut:

    Ein Fall wahlweise für:

    [ ] Die Küchenchefs
    [ ] Die Kochprofis
    [ ] Zach der Restaurant-Tester

    (nach belieben ankreuzen)

    ;-)

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  2. [ ] Die Küchenchefs
    [ ] Die Kochprofis
    [x] Zach der Restaurant-Tester

    Genau darüber haben wir am Tisch dann auch geredet und uns für Zach entschieden. Für viel Gelächter hat eine passendes Spontanschauspiel eines pantomimisch begabten Kollegen gesorgt...

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  3. Kleine Korrektur:

    Wenn ich es richtig in Erinnerung habe muss es heissen:

    [ ] Rach der Restaurant-Tester

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  4. Noch ein Nachtrag:

    Tut mir leid für Dich / Euch, dass dieser "Grieche" nix war...

    Wir waren vorgestern bei dem auch Dir bekannten Griechen und haben mal wieder die leckeren "Knoblauch-Kartoffeln" genossen...

    SCNR

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  5. argh... das ist jetzt fies... ne geschmeckt hat's schon, aber alles drumherum war ist ein Reinfall. Aber was will man von einer Bowlingbahn mit griechischem Restaurant auch erwarten...

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