Montag, 3. Oktober 2011

Braukunst, Fritten und mehr

Wir sind zurückgekehrt aus dem Urlaub. Belgien und Holland waren faszinierend. Mit Antwerpen, Gent und Amsterdam haben wir in drei tolle Städte reingeschnuppert. Und jede Menge freundliche und interessante Menschen kennengelernt.

Gent war definitiv das Highlight. Eine Studentenstadt mit (!!!) 65.000 Studenten und einer entsprechenden "Partykultur". Auch touristisch ist diese Stadt ein Tipp. Wir haben die Stadt zwar nur ab Einbruch der Dämmerung, der abendlichen versteht sich, betreten. Doch dann gibt sie ein traumhaftes Bild ab. Die Fassaden sind kunstvoll beleuchtet, man läuft durch eine komplett illuminierte historische Altstadt, Kanäle durchziehen die Stadt, Studenten sitzen in Gruppen an den Kanälen (und anderswo). Einzig die Touristenmassen, die sowohl Antwerpen als auch, in besonderem Maße, Amsterdam belagerten, "fehlten". Das fiel äußerst positiv auf. Man kam sich nicht vor wie auf dem Rummel, sondern bewegte sich tatsächlich durch eine Stadt.

Man ahnt es schon, Antwerpen und Amsterdam blieben auf die eine oder andere Art und Weise zumindest hinter meinen Erwartungen zurück, Amsterdam mehr als Antwerpen. Ich war sicherlich nicht das letzte Mal in Gent und Antwerpen, in Amsterdam vielleicht schon. Aber sowas das ist natürlich Geschmackssache.



Apropos Geschmack: In Belgien gibt es kein Reinheitsgebot. Und dies ist definitiv ein Vorteil. Wir hatten einen ausgemachten Bierkenner und -liebhaber sowie Hobbybrauer mit an Bord, der uns ausgiebig in die spannenden Seiten des Biergeschmacks jenseits der starren Grenzen des deutschen Reinheitsgebotes eingeführt hat. Wir testeten über 50 verschiedene Biere in den unterschiedlichsten Ausprägungen. Manche extrem hopfig, viele erheblich höherprozentig als das typische deutsche Pils und auch als so mancher Doppelbock. Und vor allem wesentlich schmackhafter. Die Vielfalt ist unglaublich. Es gibt sogenannte "Weinbiere", Biere Holzfässern gereift, Biere, die wir mal als "champagnerartig" beschrieben haben, spontanvergorene, einige so bitter, das man eher an Essig als an Bier denken musste, einige erfrischend fruchtig (und nein, das waren nicht nur "Fruchtbiere") und noch viele mehr. Besonders angetan haben es mir die erstgenannten. Wer die Chance hat: Probiert mal ein belgisches Bier, nicht nur eins... Am besten in einem Straßencafe mit einem Wirt, der soviel Ahnung hat wie jener im "cafe den billekletser" (frei übersetzt "Zum Schenkelklopfer").

Nach dem Versuch, eine interessante Braukultur zu beschreiben mag das folgende wie eine Bruchlandung wirken. Als typischer Teil des Fast-Food in Belgien sind uns die "Frituren" aufgefallen. Dort wird alles frittiert was einigermaßen dazu geeignet ist. Nach recht kurzer Zeit ist man die "fritjes" zwar über, doch im Vergleich mit dem "Standard" der großen Burgerketten sind diese frittierten Kartoffelstäbe wirklich bemerkenswert. Natürlich ist das auch ein touristisches Phänomen, es liegt mir fern, Fritten als "typisch belgisches Gericht" verkaufen zu wollen. Kulinarisch international unterwegs waren wir auch beim Frühstück. In Antwerpen lockte eine türkische (?) Bäckerei mit börek und anderen Teigspezialitäten. Sehr empfehlenswert, sicherlich nicht nur in Belgien ;-)

Alles in allem war das ganze ein erstklassiger, spontan durchgeführter und spannender Urlaub voller interessanter Glücksfunde jenseits der üblichen Grenzen des Tourismus.
Fazit: Amsterdam ist schön, Antwerpen ist interssanter und Gent ist traumhaft!

Schreibt mich ruhig mal an, wenn ihr noch mehr Informationen haben wollt, ich teile meine Erfahrungen gern.


3 Kommentare:

  1. Ja, ist halt "Geschmackssache"...,

    da bin ich als "Bayer" eben Purist und lobe mir dennoch unser bayerisches Reinheitsgebot...

    "Erdbeerweizen" und was es da noch so gibt... pfui deibel!

    Aber wer es "anders" mag, dem sei es durchaus gegönnt...

    Mit freundlichen Grüßen

    highwayfloh

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  2. Nachtrag:

    Hatte letze Woche seit langem mal wieder einen Kasten "Köstritzer Schwarzbier" gekauft, da ich dunkle Biere ja liebe...

    Was mich auf der Zutatenliste dann doch in erstaunen versetzte war sinngemäß dies:

    Zusatzstoffe: Hopfen und jetzt kommt es: "Hopfen-EXTRAKT"!

    Da frag ich mich schon, wozu man noch "Hopfen-EXTRAKT" in ein Bier reingeben muss, wenn von Haus aus schon ursprünglicher Hopfen zum Brauen verwendet wird...

    Mit freundlichen Grüßen

    highwayfloh

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  3. Das sieht man recht oft. (Vorsicht, Spekulation:) Ich glaube, das ist eine Sparmaßnahme. Man kauft nicht mehr den Hopfen sondern eben den (in irgendeiner Art und Weise behandelten Hopfen-Extrakt) der vermutlich insgesamt billiger ist.

    Zum Thema Biervielfalt. Du hast auch gerade eins der übelsten Varianten des Bierverschandelns angeführt. Noch schlimmer finde ich nur Cola-Bier-Mix.
    Was es jedoch in Belgien gibt (klar "Fruchtbiere" gibt es da auch) wird durch verdammt vielfältige Varianten des Brauens möglich. Und die Vielfalt an Bieren (insbesondere auch wohlschmeckenden (!) Starkbieren ist schlicht bemerkenswert und interessant.
    Ich war bisher auch eher überzeugt vom Sinn des Reinheitsgebotes, aber meine Überzeugung hat sich bei den 60 gemeinsam gekosteten Brauköstlichkeiten in Wohlgefallen aufgelöst.

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