Donnerstag, 18. Januar 2007

Interview mit Udo Lindenberg

durchgeführt von, na wem wohl?

Udo Lindenberg: Deshalb kann ich es mit Zuckmayer und Brecht aufnehmen

Ein historischer Moment: Heute erhält Udo Lindenberg (60) die Carl-Zuckmayer-Medaille für besondere Verdienste um die deutsche Sprache. Glasauge sprach mit dem Gekürten und wunderte sich.


GLASAUGE: Herr Lindenberg, heute abend wird ihnen im Mainzer Staatstheater vom Land Rheinland-Pfalz die Carl Zuckmayer Medaille verliehen. Wie fühlen Sie sich?

Udo Lindenberg: Ich bin tierisch gut drauf. Das geht so tief rein, Alter. Und ich hab schon in den 80ern gesagt: Hinterm Horizont geht´s weiter.

GL: Zuckmayer – da denkt man ja eher an Joe Cocker. Was bedeutet ihnen der große Literat?

UL: Der war kein Greenhorn, dieser süße, blasse, der war ein Autor der kosmischen Klasse.

GL: Ja. Sehen Sie sich sprachlich in einer Liga mit Autoren wie Zuckmayer oder zum Beispiel Brecht, dem Sie ja bereits musikalische Referenz erwiesen haben?

UL: Alles klar auf der Andrea Doria!

GL: Hmm. Sie haben ja eine ganz persönliche Schreibweise entwickelt: inkonsequente Kleinschreibung, Orthographie nach Gehör und Kommata nach ästhetischen Prinzipien. Sehen Sie sich damit ein wenig als Sprach-Pionier?

UL: Die Sprache ist tierisch in mein Leben geknallt als ich noch ein Drei-Käse-Hoch war. Die Sprache und ich – wir sind ein Paar wie Blitz und Donner. So was kann nie zu Ende gehen. Da kann ich drauf.

GL: Sie haben ja auch politische Botschaften.

UL: Du hast die Checkung, Alter. Ich frag zum Beispiel ganz einfach mal „Wozu sind Kriege da?“ Da sollen die Affen im Anzug erst mal antworten, die hier alles kontrollieren. Das ist so was von subversiv, Alter.

GL: Äh, ja. Eine etwas intime Frage: Trinken sie noch Alkohol?

UL: Nur wenn ich muss.

GL: Andere Drogen?

UL: Ey, mein Gehirn ist so was von naturgedopt, da gehst du jetzt mal meilenweit am Wesentlichen vorbei, Alter.

GL: Gut. Anderes Thema: Sie zeichnen ja auch.

UL: Und wie, Alter. Krasse Likörelle. Erst baller ich mir die Bols-Flaschen rein, dann kreist der Pinsel monstermäßig über´s Blatt.

GL: Fast wie bei Grass.

UL: Ja, krass!

GL: Mit Ihren Bildern gastierten Sie 2005 ja auch im Palais Schaumburg in Bonn.

UL: Jau. Panikfreund Gerhard Schröder hat gesagt: Ey Udo, komm vorbei. Und dann noch geile Giganten-Panik-Party im Haus der Geschichte. Da habe ich wieder mal gezeigt, wie man sich mit Pop-Kultur primstenz in politische Entwicklungen einschalten kann, die gut nach vorne weisen.

GL: Nach all den Ehrungen – wie geht es jetzt weiter?

UL: Ich fühle schon neue Sensations-Lieder aus den Tiefen des Weltalls anfliegen. Meine Antennen sind frisch geölt, die goldene Kugel im Hals ist frisch durchgespült mit gold-gelbem Eiersaft und ich werde Euch erneut das Blaue vom Himmel runtersingen. Immer lustig und vergnügt bis der Arsch...

GL: ...im Sarge liegt. Herr Lindenberg, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.

Artikel erschienen am 18.01.2007



Edel, edel, man sieht, Stars sind nicht nur in Sachen Klatsch und Tratsch durchaus als fähig zu betrachten, sondern auch immer für einen Lacher zu haben!



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